Was ist eine Freikirche?

Diese Frage wird uns natürlich oft gestellt. Die Katholische Kirche kennt man. Auch die Evangelische ist ein Begriff. Aber was genau ist eigentlich eine Freikirche?

 

In den gängigen Lexika findet man Erklärungen wie die folgende:

Freikirchen zählen zu den „protestantischen Kirchen“ mit weltweit 400 Millionen Anhängern. Dazu gehören in Deutschland und Österreich die Evangelische Kirche, aus dem englischen Sprachraum die reformierten Kirchen (Presbyterianer, Kongregationalisten), und eben die Freikirchen. Die bekanntesten Freikirchen sind die Baptisten (weltweit 50 Mill. Mitglieder), die evangelisch-methodistische Kirche (11 Mill.) und die mennonitische Freikirche (1,6 Mill.). Zum Protestantismus werden solche christlichen Kirchen gerechnet, die auf Grund der Reformation im 16. Jahrhundert entstanden sind. 

Das stimmt natürlich: Freikirchen sind eine der drei Ausprägungen der Reformation.

Aber: weder die Lehre Luthers noch die Lehre der Freikirchen wurden in jener Zeit „erfunden“.

Leonhard Schiemer, freikirchlicher Reiseprediger aus Vöcklabruck, hat im Jahr 1527 bei einem Verhör über seinen freikirchlichen Glauben gesagt:

„Jedes Mal wenn ihn ein Gelehrter mit der Wahrheit der Schrift überwindet, so soll man ihm durch den Henker ein Glied seines Leibes abreißen lassen und wenn er kein Glied mehr habe, eine Rippe nach der anderen aus dem Leibe ziehen, bis er gar sterbe.“ (Zitiert nach Pfarrer Karl Eichmeyer, Evangelischer Stadtpfarrer in Vöcklabruck von 1928-1968)

Ich glaube, dieses Zitat macht deutlich: Leonhard Schiemer hätte sich dagegen verwehrt, dass er eine „neu entstandene“ Lehre vertreten würde. Er hätte gesagt: „Ich glaube genau das, was schon in der Bibel steht.“  Wie übrigens der große Reformator selbst, Dr. Martin Luther, keine „neue Kirche“ wollte. Sondern nichts anderes als die Rückkehr zur Heiligen Schrift.

Was also ist eine Freikirche?

Eine Freikirche ist eine Kirche, die sich bemüht, so zu glauben und zu leben, wie es in der Heiligen Schrift steht. Alles, was gelehrt bzw. getan wird, sollte sich mit Bibelstellen belegen lassen oder zumindest nicht gegen biblische Aussagen verstoßen.

Aber, sagen Sie vielleicht: „Es gibt doch schon eine Kirche. Die Katholische. Und eine weitere, die Evangelische. Das ist eh schon eine zu viel. Warum noch eine dritte Kirche?“

Warum eine Erneuerung (Reformation) der römischen Kirche nötig wurde, wird unter dem Punkt „Geburtsstunde der Reformation in Deutschland und der Schweiz“ deutlich werden. Warum dann auch noch die Freikirchen entstanden, erläutert der Punkt „Die dritte Ausprägung der Reformation: die „Täufer““

Hier nur ganz kurz zum historischen Unterschied zwischen „Staats- oder Landeskirchen“ und „Freikirchen“:

  • Die Voraussetzung, Mitglied einer „Staats- oder Landeskirche“ zu werden, war es, Bewohner dieses Landes zu sein. Der Landesfürst bestimmte, welcher Konfession sein Land angehört, und alle Bürger des Landes wurden als Kinder durch die Taufe Mitglieder. Vor der Reformation waren alle katholisch, danach je nachdem, wie sich der Landesfürst entschied, evtl. auch evangelisch.
  • Die „Freikirchen“ dagegen haben aufgrund der Bibel argumentiert, dass im Neuen Testament folgende Voraussetzung genannt ist: zur Kirche gehörte nur, wer sich selbst bewusst und „freiwillig“ entschlossen hat, Jesus Christus als Herrn über sein Leben anzuerkennen und nach seinen Weisungen zu leben. Er hat seinen Glauben dadurch bezeugt, dass er sich auf den Namen seines Herrn Jesus Christus taufen ließ. Und danach wurde er in die Gemeinde aufgenommen.

Aber das wird noch deutlicher, wenn Sie sich die Zeit nehmen, unter Gemeindegeschichte den Teil über die Reformation nachzulesen….